Mai 2001 |
010524 |
ENERGIE-CHRONIK |
Aufgrund ungewöhnlich geringer Niederschläge haben sich die Stauseen der brasilianischen Wasserkraftwerke geleert. Da die Stromversorgung Brasiliens zu mehr als 90 Prozent von der Wasserkraft abhängt, droht dem größten südamerikanischen Land eine Energiekrise. Die Regierung verkündete am 11. Mai ein Programm zur Stromrationierung, das am 1. Juni in Kraft tritt und den Stromverbrauch um zwanzig Prozent senken soll. Es sieht für "Großverbraucher" (mehr als 200 kWh monatlich) Preisaufschläge um bis zu 200 Prozent vor. Stromsparer sollen dagegen einen Bonus erhalten.
Der Wassermangel deckt freilich nur strukturelle
Schwächen der brasilianischen Stromversorgung auf: Kraftwerkskapazitäten
und Netztechnik haben mit dem Wirtschaftswachstum nicht Schritt gehalten.
Während die Stromverteilung schon zu 80 Prozent privatisiert ist,
liegt die Erzeugung noch zu rund 70 Prozent in Händen des Staates,
der in Erwartung der Privatisierung die Investitionen stark zurückgefahren
hat. Das bisher noch staatlich betriebene Hochspannungsnetz ist unzureichend
ausgebaut, so daß Energieüberschüsse aus dem Norden des
Landes oder aus dem Ausland nicht in die Engpaßregionen übertragen
werden können (FAZ, 28.5.; Handelsblatt, 16.5.).