Mai 2001 |
010523 |
ENERGIE-CHRONIK |
US-Präsident George Bush stellte am 17. Mai ein Strategiepapier zur Energiepolitik vor, das den Bau neuer Kraftwerke, die Erschließung zusätzlicher Energiequellen und Anreize zur Verringerung des Energieverbrauchs vorsieht. Dem Papier zufolge droht den USA die "schwerste Energiekrise seit den siebziger Jahren", wenn das Angebot an Energie nicht deutlich erhöht werde. In den kommenden dreißig Jahren müßten mindestens 1300 neue Kraftwerke gebaut werden. Die Regierung denkt dabei vor allem an Gaskraftwerke, die derzeit rund 15 Prozent der amerikanischen Stromversorgung bestreiten. Aber auch der Neubau und Weiterbetrieb von Kernkraftwerken soll gefördert werden und die Kohle einen neuen Stellenwert für die Energieversorgung erhalten. Um Strom besser verteilen zu können, will Bush den Ausbau des Übertragungsnetzes vorantreiben. Ferner will er die Erschließung von Ölreserven in einem Naturpark in Alaska ermöglichen, um die Abhängigkeit von Ölimporten zu verringern.
Kritiker werfen der Regierung vor, einen Energienotstand zu beschwören, der in dieser Weise gar nicht drohe bzw. andere Ursachen habe. Das Programm setze in einseitiger Weise auf die vermehrte Bereitstellung von Energie, während die Anreize zur Energieeinsparung eher Alibi-Charakter hätten. Irreführend sei es insbesondere, wie Bush den Stromnotstand in Kalifornien interpretiere (FAZ, 18.5.; Handelsblatt, 17.5.).
"Amerika scheint sich mit seinem Traum von der unbegrenzten Energieversorgung zurück in die sechziger Jahre zu bewegen", kommentierte die "Süddeutsche Zeitung" (18.5.). "Die ökonomischen Irrtümer hinter diesem Kurs sind so gravierend wie die ökologischen."