September 2000

000909

ENERGIE-CHRONIK


Die Belastung durch Steuern und Abgaben treibt Haushalts-Strompreise nach oben

Zum ersten Mal seit der Liberalisierung des Strommarktes müssen Haushalts- und Gewerbekunden wieder mit Preiserhöhungen rechnen. Als erster großer Anbieter erhöhte VEW Energie zum 1.9. den Tarif "evivo - Treu & sicher" um brutto 1,7 Pfennig pro Kilowattstunde auf 26,68 Pf/kWh brutto. Die RWE Energie hob zum 15. September ihren Allgemeinen Tarif, den sie im November 1999 von 25,87 auf 23,99 Pf/kWh zurückgenommen hatte, auf 25,82 Pf/kWh brutto an. Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) berechnet ihren Kunden ab 1.Oktober 1,15 Pf/kWh mehr. Auch bei der EnBW-Tochter Yello wird über Preiserhöhungen nachgedacht. Bislang wirbt Yello noch mit 19 Pf/kWh zuzüglich 19 Mark monatlicher Grundgebühr um Privatkunden. Zahlreiche Regionalversorger und Stadtwerke haben ebenfalls Tarifanhebungen angekündigt oder bereits durchgeführt.

Die knapp kalkulierten Strompreise vertragen keine zusätzlichen Belastungen

Die Stromversorger begründen die Aufschläge durchweg mit der wachsenden Belastung des Strompreises durch Steuern und Abgaben. Da sie die Strompreise im Zeichen des Wettbewerbs ohnehin stark gesenkt und sehr knapp kalkuliert hätten, könnten sie diese zusätzlichen Kosten nicht mehr auffangen und müßten sie an die Verbraucher weitergeben. Nach Berechnungen der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW) summieren sich diese zusätzlichen Belastungen allein im laufenden Jahr auf 11,5 Milliarden Mark. Davon entfallen 7 Mrd. DM auf die Stromsteuer von derzeit 2,5 Pf/kWh, 2,5 Mrd. DM auf das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und 2 Mrd. DM auf das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz. Die durch den Wettbewerb erreichten Preissenkungen würden so größtenteils wieder aufgezehrt. Wie die VDEW weiter vorrechnete, setzt sich der Strompreis für Haushaltskunden schon jetzt zu gut einem Drittel aus Steuern und Abgaben zusammen. Bei einem Durchschnittspreis von etwa 35 Pf/kWh brutto zahle der Haushaltskunde etwa 12 Pfennig für Sonderlasten: 2,5 Pfennig für die Ökosteuer, 0,5 Pfennig für das EEG, 0,4 Pfennig für das KWK-Gesetz, durchschnittlich 3,5 Pfennig für die Konzessionsabgabe und knapp 5 Pfennig für die Mehrwertsteuer.