Februar 2000

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ENERGIE-CHRONIK


Schlamperei bei Kontrollen in Sellafield berührt auch ein deutsches Kernkraftwerk

In der englischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield wurden seit 1996 die Qualitätskontrollen bei Brennstäben unzureichend durchgeführt und Prüfberichte manipuliert. Wie die British Nuclear Fuels Limited (BNFL) einräumte, hatten sich Mitarbeiter die routinemäßige manuelle Nachmessung von Mischoxid-Pellets erspart, indem sie einfach die Ergebnisse vorheriger Überprüfungen kopierten. Pellets sind bleistiftdicke Tabletten von etwa einem Zentimeter Höhe, die den Kernbrennstoff enthalten und in lange Hüllrohre aus einer speziellen Metall-Legierung gefüllt werden. Die gefüllten und verschlossenen Brennstäbe werden anschließend zu Brennelementen gebündelt. Die Pellets dürfen einen bestimmten Umfang nicht überschreiten, da sie sonst infolge der Erwärmung während der Kernreaktion das Hüllrohr beschädigen und Radioaktivität freisetzen könnten. Sie werden deshalb zusätzlich zu einer automatischen Laser-Kontrolle nochmals per Hand vermessen. Diese zweite Prüfung war in Sellafield bei mindestens 22 Paletten zu je 4000 Pellets unterlassen worden. Die britische Atomaufsichts-Behörde veröffentlichte am 18.2. einen Bericht, in dem sie der BNFL-Direktion vorwarf, systematisch ihre Pflichten vernachlässigt zu haben. BNFL-Geschäftsführer John Taylor erklärte daraufhin seinen Rücktritt. Einige weitere BNFL-Beschäftigte wurden entlassen (Berliner Zeitung, 19.2.; FR, 22.2.; taz, 29.2..

PreussenElektra wechselt vier Brennelemente im Kernkraftwerk Unterweser vorzeitig aus

Die Manipulationen waren im September vorigen Jahres bekannt geworden. Als wichtigster ausländischer Kunde zeigte sich daraufhin Japan sehr verärgert. Auch die Schweizer Behörden reklamierten eine Lieferung. In Deutschland hatte nur das Kernkraftwerk Unterweser im Oktober 1996 vier von BNFL gefertigte Brennelemente bezogen, die 1997 eingesetzt wurden und seitdem störungsfrei funktionierten. BNFL versicherte zunächst, dass es bei diesen Brennelementen keine Hinweise auf gefälschte Sicherheitsdokumente gäbe. Die Betreiberin PreussenElektra nahm deshalb an, dass die bei einer nachträglichen Überprüfung festgestellten Defizite auf Dokumentationsmängel zurückzuführen seien. Vor dem Hintergrund des Berichts der britischen Atomaufsicht führte PreussenElektra eine erneute Überprüfung durch, die den Verdacht auf Fälschungen bei der manuellen Überprüfung der Pellets erhärtete. Das Unternehmen entschied daraufhin am 24.2., die vier BNFL-Brennelemente im Kernkraftwerk Unterweser vorzeitig durch neue Brennelemente zu ersetzen (FAZ, 25.2.; FR, 25.2.).