|   | 
Tempus fugit...
Elektrotechnische Sammlungen 
dienen nicht nur der nostalgieseligen Erinnerung. Sie verdeutlichen uns vor allem, 
wieviel Erfindungsgeist, handwerkliches Geschick und industrieller Aufwand nötig 
waren, um die Elektrizität in den Dienst des kulturellen Fortschritts zu stellen. 
Elektrische Geräte sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Ohne Strom 
würde unsere ganze Zivilisation zusammenbrechen.
Oft sind es ganz kleine Dinge, die den technischen Feinschmecker begeistern und nostalgische 
Erinnerungen wecken: Etwa eine Lüsterklemme aus solidem, gediegenem Porzellan. 
- Wie armselig wirken da die kunststoffummantelten Nachfahren, die nach Bedarf von 
der Stange abgeschnitten werden. 
Oder ein simpler Drehschalter, mit dem man bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts 
das Licht "andrehte". Erst als sich die Kippschalter durchgesetzt hatten, 
wurde das Licht "angeknipst". - Heute schon wieder ein überholter Ausdruck, 
weil die sachte Berührung eines Dimmers genügt. 
Oder denken wir an die Röhren! Einst waren sie unentbehrlich, um Ströme 
zu verstärken. - Bis Ende der fünfziger Jahre jene dreibeinigen Winzlinge 
aufkamen, die man Transistoren nannte. Sie machten die Radios kleiner, leichter, empfangsstärker, 
verbrauchsärmer und zugleich billiger. Aber das war nur ein Vorspiel: Wer hätte 
damals geahnt, daß diese Schaltelemente eine technische Revolution herbeiführen, 
die wir heute als Computer-Zeitalter erleben? 
Viele Geräte sind uns nur noch vom Hörensagen bekannt: Die Differentialbogenlampe, 
die Nernst-Lampe, der Detektor-Empfänger, die ersten elektrischen Tonköpfe 
fürs Grammophon, das Hupfeld-Klavier, die Laterna magica, der elektrische Haustelegraph 
und anderes mehr. Endlich sieht man mal, wie so etwas ausgesehen hat, und erfährt 
dazu, wie es funktionierte. 
Daneben gibt es aber auch etliche Geräte, die man selber einmal in jüngeren 
Jahren als High-tech-Produkte benutzt hat und die man nun mit einer gewissen Betroffenheit 
im Museum wiederfindet: Etwa die Musiktruhe mit "3-D-Klang" vom Anfang der 
sechziger Jahre, oder jenen Tonbandkoffer, mit dem man als Jüngling die Eltern 
zur Verzweiflung trieb und die Nachbarn rebellisch machte, weil sie Rock 'n roll nicht 
ausstehen konnten ... 
Tempus fugit! Bald wird auch die heutige Elektrotechnik zum Altbestand der Museen 
gehören. Dann stehen einmal die heutigen Computer-Kids mit Tränen der Rührung 
vor dem dann vorsintflutlich gewordenen, ehemals hochmodernen PC ...