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Oettinger kann alles außer Deutsch

Der baden-württembergische Ministerpräsident Günther H. Oettinger hat sich den Ruf eines "Königsmörders" eingehandelt, als er auf ziemlich unfeine Weise seinen Vorgänger Erwin Teufel vom Thron stieß. Er selber hat diesen Vorwurf nie verstanden. Aber das lag wohl daran, daß Oettinger nur Englisch versteht, wenn es um wichtige Dinge geht. In der Sendung "Wer rettet die deutsche Sprache?" (SWR-Fernsehen am 8. Dezember 2005) war von ihm folgendes zu hören:

"Ich glaub', dass jeder, egal ob er Facharbeiter einer Werkzeugmaschine ist, ob er Geschäftsführer ist, ob er Zahlen oder Anleitungen lesen muss, daß jeder Englisch verstehen und Englisch sprechen können muss; [...] Deutsch bleibt die Sprache der Familie, der Freizeit, die Sprache, in der man Privates liest, aber - Englisch wird die Arbeitssprache."

Besonders grotesk wirkte, wie Oettinger diese Absage an die deutsche Sprache mit schwäbelndem Akzent vortrug. Der Spruch "Wir können alles, außer Hochdeutsch", mit dem die Landesregierung seit geraumer Zeit werben läßt, erscheint damit in neuem Licht.

Wer das Ohr des Stuttgarter Ministerpräsidenten erreichen will, wird also künftig mit ihm am besten in seiner neuen Arbeitssprache reden. Beispielsweise wäre ihm der Vorwurf des Königsmördertums folgendermaßen beizubringen: "Hello, Mr. Oettinger, you are a regicide..."

Die Verwendung der deutschen Sprache hat sich dagegen auf Freizeit und Familie zu beschränken: "Mensch, Ginter, daß Du so en Balla bischt, han i do net denkt!"