Themen-Auswahl | ENERGIE-WISSEN | Leitseite |
|
|
"Eigener Herd ist Goldes wert", sagt ein altes Sprichwort. Als es entstand, war der Herd eine offene Feuerstelle innerhalb des Hauses. Darüber befand sich der Rauchfang, durch den der Rauch abzog - oder auch nicht, weshalb diese Art Küche als "Rauchküche" oder "schwarze Küche" bezeichnet wurde.
Erst im 19. Jahrhundert kamen geschlossene Herde auf, die den Brennstoff besser nutzten. Man bezeichnete sie als "Sparherde". Man kam außerdem auf die Idee, diese Sparherde auch transportabel zu machen, indem man sie nicht mehr mauerte, sondern in ein Eisengestell packte. Zur traditionellen Herdfeuerung mit Holz und Kohle gesellte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts als neuer Brennstoff das Gas.
Als um die Wende zum 20. Jahrhundert die Elektrizitätsversorgung entstand, lag es nahe, den Strom auch für Herde zu verwenden. Denn Strom kann fast hundertprozentig in Wärme umgewandelt werden. Vor allem entstehen dabei keinerlei Abgase.
Meyers Großes Konversations-Lexikon aus dem Jahr 1905 beschreibt unter dem Stichwort "Kochherde und Kochmaschinen" den damaligen Stand der Dinge folgendermaßen: "Im allgemeinen liefern auch heute noch die Kochmaschinen, bei oft stark rauchender Feuerung, wenig genügende Ausnutzung der Wärme." Eine Ausnahme bilde das Kochen mit Gas, das "mannigfache Vorteile gewährt". Außerdem - so heißt es ganz zum Schluß - seien neuerdings "mit bestem Erfolg" Apparate konstruiert worden, die Wärme durch elektrischen Strom erzeugten.
Die erste elektrische Kochstelle Deutschlands, die 1905 in Berlin vorgestellt wurde, bestand nur aus einzelnen Elektrogeräten. |
Wie diese Apparate aussahen, demonstrierte im selben Jahr die erste elektrische Kochstelle Deutschlands, die in Berlin vorgeführt wurde: Es handelte sich um keinen Elektroherd, sondern um einzelne Kochplatten, Töpfe und Pfannen, die jeweils einzeln mit der Steckdose verbunden und elektrisch beheizt wurden. An einen Herd erinnerte lediglich der gemauerte Unterbau, auf dem dieses elektrische Sammelsurium präsentiert wurde.
Die Elektrizitätsversorgung war damals noch nicht sehr leistungsfähig und Strom sehr teuer. Die elektrische erzeugte Wärme kostete mitunter mehr als die damit zubereitete Mahlzeit. Dies erklärt die anfängliche Beschränkung des elektrischen Kochens auf einzelne Geräte.
Seinen Einstand gab der Elektroherd deshalb dort, wo man dank reichlicher Wasserkraft über billigen Strom verfügte, wie in der Schweiz und Norwegen. Das allererste Exemplar soll 1889 im Hotel Bernina im schweizerischen Luftkurort Samaden installiert worden sein. Bezeichnenderweise verfügte dieses Hotel über eine eigene Wasserkraftanlage.
Es wird sich bei diesem Elektroherd wohl um ein handwerklich gefertigtes Stück gehandelt haben. Denn erst 1891 begann die Produktion von Geräten für den Verkauf. Erster Hersteller war eine Firma im US-Staat Minnesota. Das New Yorker Fachblatt "The Electric Engineer" beschrieb das neue Produkt folgendermaßen: "Die Türen sind mit einem kleinen Glasfenster ausgestattet, damit man den Backvorgang beobachten kann. Jede Heizplatte verbraucht etwa fünf Ampere bei 110 Volt, und es wurde ermittelt, daß es bei eingeschschalteter Höchsttemperatur nur 12 bis 15 Minuten dauert, bis der Herd auf 120 Grad Celsius aufgeheizt ist."
Elektrische Kochplatte und elektrischer Grill, beide aus dem Jahr 1897. |
Es dauerte noch einige Jahrzehnte, bis der Elektroherd tatsächlich die Küchen eroberte. Noch 1925 gab es in Deutschland erst 5000 Elektroherde. Vier Jahre später waren es allerdings schon 35000, und in den dreißiger Jahren konnte sich der Elektroherd endgültig etablieren.
Heute kochen 82 Prozent aller deutschen Haushalte elektrisch. Der Rest verwendet Erdgas (11 Prozent) oder Flüssiggas (1,4 Prozent). Nur noch 4,7 Prozent der Haushalte kochen mit Kohle oder Holz.
Amerika als Vorbild: Um das elektrische Kochen auch in Deutschland zu verbreiten, ließ die AEG diese Broschüre aus dem Englischen übersetzen. |