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Laut Energieeinsparverordnung muß für Neubauten ein Energiebedarfsausweis erstellt werden, der die wichtigsten Informationen zu den energetischen Eigenschaften eines Gebäudes enthält (Transmissionswärmeverlust, Endenergiebedarf, Primärenergiebedarf). Der Ausweis ist die Fortführung und Erweiterung des "Wärmebedarfsausweises", den schon die alte Wärmeschutzverordnung vorsah.
Diese Angaben können freilich nur Richtwerte liefern, was den tatsächlichen Energiebedarf angeht. Zum Beispiel macht es einen Unterschied, ob dasselbe Haus in der Rheinebene oder ein paar Kilometer davon entfernt im Schwarzwald steht. Auf den kalten Höhen des Schwarzwalds wird es mehr Heizenergie benötigen als in der warmen Rheinebene. Weiterhin richtet sich der tatsächliche Heizenergieverbrauch nach den Wärmebedürfnissen und anderen Verhaltensweisen der Bewohner.
Die wichtigste Voraussetzung für ein Niedrigenergiehaus ist eine gute Wärmedämmung. Die EnEV schreibt deshalb wie die Wärmeschutzverordnung bestimmte "Wärmedurchgangskoeffizienten" für die Außenhülle des Gebäudes vor, um den "Transmissionswärmebedarf" des Hauses zu begrenzen. Dieser sogenannte k-Wert gibt an, welche Wärmemenge durch einen Quadratmeter Wand- oder Fensterfläche in einer bestimmten Zeiteinheit verlorengeht, wenn der Temperaturunterschied zwischen innen und außen 1 Grad Celsius beträgt.
Besonders niedrige k-Werte ermöglichen Baustoffe wie Porenbeton (auch Gasbeton genannt) und Leichthochlochziegel, die eine recht geringe Wärmeleitfähigkeit besitzen. Dagegen ist normaler Beton ein sehr gut wärmeleitender Baustoff.
Werden beim Bau eines Niedrigenergiehauses gut wärmeleitende Baustoffe verwendet, dürfen keine "Wärmebrücken" entstehen. Zum Beispiel muß man Betonteile, die zwischen warmen und kalten Bereichen durchlaufen, durch isolierende Elemente trennen. Deshalb darf eine Betondecke nicht bis zur Außenwand reichen oder gar direkt in den Fußboden von Balkonen und Loggien übergehen. Wärmebrücken können auch entstehen, wenn ein an sich gut wärmedämmender Baustoff wie Porenbeton einfach mit Zementmörtel verfugt wird, weil dann durch die Fugen des Mauerwerks relativ viel Wärme nach außen gelangt.
Zweischaliges Mauerwerk mit Kerndämmschicht aus Mineralfaser |
Die Wand kann um so dünner sein, je schlechter der Baustoff die Wärme leitet. Dennoch müßte sogar bei Verwendung von Porenbeton eine Außenwand annähernd einen halben Meter dick sein, um einen heute üblichen k-Wert von 0,3 W/m2K (Watt pro Quadratmeter und Kelvin) zu erreichen. Sie wäre damit erheblich dicker, als nötig ist, um die Stabilität des Hauses zu gewährleisten. Zugleich würde der Bau des Hauses unnötig verteuert.
Einen Ausweg bieten Dämmstoffe wie Mineralwolle, Polystyrol und Polyurethan. Sie tragen zwar nicht zur Stabilität der Hauskonstruktion bei, dämmen aber besser als alle Baustoffe. Zum Beispiel hat ein Zentimeter Mineralwolle dieselbe Dämmwirkung wie drei Zentimeter Porenbeton oder vier bis zehn Zentimeter Leichthochlochziegel. Wenn man solche Dämmstoffe mit dem eigentlichen Mauerwerk kombiniert, kann die Wärmeleitfähigkeit der Gebäudehülle entscheidend gesenkt werden, ohne daß diese deshalb unverhältnismäBig dick und teuer werden müßte. Je nach Art der Kombination spricht man von z.B. von einem Wärmeverbundsystem, einer hinterlüfteten Fassade oder einem zweischaligem Mauerwerk mit Hinterlüftung.
Besonders geringe Wandstärken ermöglicht die sogenannte Leichtbauweise: Hier tritt an die Stelle des Mauerwerks ein tragendes Gerippe aus Holz und Holzwerkstoffen, das mit Dämmstoffen wie Mineralwolle oder Polystyrol sowie anderen Materialien wie Gipskarton und Hartfaserplatten kombiniert wird. Die Leichtbauweise wird vor allem bei Fertighäusern mit Erfolg angewendet.
Mit einer guten Wärmedämmung der Gebäudehülle - Außenwand, Fenster, Türen, Dach und Fundament inbegriffen - ist es aber nicht getan. Wichtig ist auch, daß die Gebäudehülle luftdicht ist. Sonst kann ein Teil der Heizwärme durch Fugen im Mauerwerk, Installationskanäle, Ritzen an Türen und Fenstern oder sonstige Undichtigkeiten verloren gehen. Auch massive Außenwände, die scheinbar luftdicht sind, sollten deshalb verputzt werden. Besonders bei Leichtbauten kann die Luftdichtheit ein kritischer Punkt sein und eine an sich hervorragende Wärmedämmung zunichte machen.