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Das Ende der Autarkie
Nur 15 Prozent des deutschen Erdgasverbrauchs stammen aus inländischer Förderung |
In der Geschichte der deutschen Gasversorgung lassen sich drei Abschnitte unterscheiden, in denen der Gasverbrauch jeweils enorm zugenommen hat. Der erste Abschnitt war die rein örtliche Erzeugung, der zweite der Ausbau der Ferngasversorgung zur Nutzung von Kokereigasen und der dritte die Umstellung der gesamten öffentlichen Gasversorgung auf Erdgas.
Der erste Abschnitt – man könnte ihn als die "Ortsgas-Phase" bezeichnen – reichte von den Anfängen der Gasversorgung im 19. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg. Von 1860 bis 1913 stieg die Zahl der Gaswerke in Deutschland von 266 auf 1700 und die Erzeugung von 45 auf 2900 Millionen Kubikmeter.
Dennoch wirkt diese Ortsgas-Phase insgesamt kümmerlich, wenn man sie mit der folgenden "Ferngas-Phase" vergleicht, in der die örtliche Erzeugung durch die großräumige Nutzung von Kokereigas ergänzt und übertroffen wurde. Bis Anfang der vierziger Jahre vervielfachte sich die Erzeugung. Nach zeitweiligem Rückgang infolge der Kriegszerstörungen stieg sie bald noch weiter an, obwohl die Bundesrepublik wesentlich kleiner war als das vorangegangene Deutsche Reich.
Aber auch diese Verbrauchsmengen wirken kümmerlich, wenn man sie mit dem dritten Abschnitt vergleicht, der mit der Umstellung auf Erdgas ab Mitte der sechziger Jahre begann. Im nun wieder größer gewordenen Deutschland war der Gesamtverbrauch 2005 mehr als fünfmal so groß wie in der Bundesrepublik zu Anfang der sechziger Jahre.
Der Unterschied ist nicht nur ein verbrauchsmäßiger: Mit der Umstellung auf Erdgas und der rapiden Zunahme des Verbrauchs verloren Deutschland und andere Staaten zugleich ihrer frühere Autarkie bei der Gasversorgung. Während die Gasversorgung in der ersten und zweiten Phase auf inländischer Erzeugung basierte, wird sie in der dritten Phase von ausländischen Lieferanten abhängig. Die inländische Erdgas-Förderung trägt nur in bescheidenem Maße zur Deckung des Bedarfs bei.
Im Jahr 2007 sah dies so aus, daß die inländische Förderung gerade mal 15 Prozent des Bedarfs deckte. Der größte Teil des Erdgases kam aus Rußland (37 Prozent), Norwegen (26 Prozent) und den Niederlanden (18 Prozent). Der Rest von vier Prozent entfiel vor allem auf Dänemark und Großbritannien.
Die inländischen Erdgas-Quellen liegen hauptsächlich in Niedersachsen. Im Jahr 2001 wurde außerdem ein Erdgasfeld in der deutschen Nordsee erschlossen. Es befindet sich weit vor der Küste im sogenannten Entenschnabel und speist in eine Leitung ein, die in den Niederlanden das Festland erreicht.
Wichtigste inländische Förderer sind die beiden Mineralölkonzerne
Exxon und Shell, gefolgt von RWE-DEA, Gaz de France und der BASF-Tochter Wintershall:
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Konzern /Unternehmen | Fördermenge 2006 in Mrd. Kubikmeter | Anteil an inländischer Förderung in Prozent |
Exxon Mobil | 8,82 | 47,50 |
Royal Dutch Shell | 4,27 | 22,96 |
RWE | 2,28 | 12,28 |
Gaz de France | 1,64 | 8,80 |
BASF | 1,47 | 7,88 |
GDPS | 0,04 | 0,24 |
Deutz | 0,03 | 0,18 |
EWE | 0,03 | 0,016 |
Summe | 18,58 | 100 |
Quelle: BNA-Bericht 2007 |
Da die inländische Förderung nur ein Sechstel bis ein Siebtel des Bedarfs
zu decken vermag, muß der große Rest importiert werden. Zusätzlich
werden in das deutsche Transportnetz solche Gasmengen eingespeist, die lediglich für
den Transit bestimmt sind. Der deutsche Gesamtverbrauch errechnet sich aus der Differenz
zwischen Importen und Exporten zuzüglich der inländischen Förderung
und unter Berücksichtigung des jeweiligen Füllstands der Speicher.
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2005 | 2006 | Veränderung in % | |
inländische Förderung | 184,0 | 181,7 | -1,3 |
Import | 950,9 | 978,3 | +2,9 |
Speichersaldo | 8,1 | -12,8 | - |
Export | 100,8 | 119,2 | +18,3 |
Inlandsverbrauch | 1042,2 | 1028,1 | -1,4 |
Quelle: BNA-Bericht 2007 |
Der Anteil des Erdgases am gesamten Primärenergieverbrauch der Bundesrepublik lag 1964 noch bei unwesentlichen 0,8 Prozent, die ausschließlich inländischer Förderung entstammten. 1975 waren es bereits 13,8 Prozent. Bis 2006 wurden daraus 22,5 Prozent. Erdgas rückte so auf den zweiten Platz der Primärenergieträger nach Mineralöl (35,5 Prozent). Sein Beitrag zur Energieversorgung war nun etwa so groß wie der von Steinkohle (13,2 Prozent) und Braunkohle (10,8 Prozent) zusammen und lag deutlich über dem der Kernenergie (12,5 Prozent).