PresseBLICK-Rezensionen Klima-Problematik



G. Warnecke, M. Huch, K. Gerann (Hg.)

Tatort "Erde" - Menschliche Eingriffe in Naturraum und Klima

Heidelberg: Springer-Verlag 1991, 292 S., DM 48.-


Der Titel klingt reißerischer, als es der Inhalt ist. Das vorliegende Buch kann seine Abkunft aus einem Wissenschaftsverlag nicht verleugnen. Sein Gegenstand sind weniger die großen Themen der Umweltdiskussion als die eher diskreten Gefährdungen der Biosphäre. Im ersten Abschnitt über "Menschliche Eingriffe in den Naturraum Erde" geht es um die Schadstoffbelastung der Böden, die Folgen des massenhaften Verbrauchs mineralischer Rohstoffe, die Problematik nichtradioaktiver Sonderabfälle und die Ozeane als besonders verletzliche Öko-System. Der zweite Abschnitt über "Atmosphäre und Umwelt" behandelt die Gefährdung des Klimas durch anthropogene atmosphärische Spurengase, die für das "Ozonloch" über der Antarktis verantwortlich gemacht werden. Außerdem werden die Folgen eines möglichen Atomkriegs und die Auswirkungen des natürlichen Vulkanismus auf das Klima beleuchtet. Der dritte Abschnitt über "Klimamodelle und ihre Grenzen" befaßt sich u. a. mit der neuen Dimension der Wahrnehmung, die sich durch die Wetterbeobachtungssatelliten eröffnet hat, und mit den prinzipiellen Grenzen der Vorhersagbarkeit atmosphärischer Prozesse.

Ein regelmäßig übersehenes Umweltproblem ergibt sich zum Beispiel aus dem wachsenden Verbrauch von Massenrohstoffen bei gleichzeitig wachsenden Transportentfernungen. Vor allem die Versorgung mit Sand und Kies sowie Naturstein für den Tiefbau wird immer schwieriger. Als Beispiel aus der Energiebranche läßt sich der Verbrauch von Kalk anführen, der zu einem erheblichen Teil für die Rauchgasentschwefelung benötigt wird: Er hat sich in Niedersachsen von 1983 bis 1987 auf 450.000 Tonnen verfünffacht. Davon wurden 107.000 Tonnen für die Rauchgasentschwefelung benötigt, die jedoch nur zu 40 % aus Niedersachsen kamen. Der größere Rest mußte aus Nordrhein-Westfalen und der ehemaligen DDR herbeigeschafft werden.

"So, wie der Kriminologe versucht, die Hintergründe der Tat und den Tathergang zu ermitteln, müssen die Auswirkungen des weltweiten fahrlässigen Umgangs mit der Erde systematisch studiert werden", schreiben die Herausgeber in Ihrem Vorwort. "Zu viele, im einzelnen vielleicht unscheinbare Einzeltaten summieren sich zu den inzwischen unübersehbaren globalen Folgen".

Die Autoren machen es sich nicht leicht bei ihrer Spurensuche am "Tatort" Erde und fördern manchen interessanten Fakt zutage. Insgesamt dürften ihre Beiträge jedoch eher den Fachmann als den umweltpolitisch interessierten Laien ansprechen. Für ein breiteres Publikum sind die Beiträge zu akademisch gehalten. Einen spannenden "Tatort"-Krimi darf der Leser jedenfalls nicht erwarten.

(PB 1/92/*leu)