PresseBLICK-Rezensionen Erneuerbare Energien



Erik Tintrup

Solartechnik

München: Wilhelm Heyne Verlag 1991, 250 S.


"H.S. ist süchtig. Süchtig nach einer harten Droge. Sie gibt ihm Kraft, bringt ihn auf Touren. Nur mit ihr läuft alles wie geschmiert - glaubt er und begibt sich so in einen Teufelskreis. Von Stunde zu Stunde, von Tag zu Tag benötigt er mehr von dem Stoff, immer höhere Dosen..."

So beginnt Erik Tintrup sein Vorwort, und so anschaulich wie die Metapher von H.S., dem energiesüchtigen Homo Sapiens, ist auch der Rest der Darstellung. Selbst für die abstraktesten Zusammenhänge findet der Verfasser eine bildhafte, konkrete, nicht selten witzig-originelle Gedankenbrücke. Er beherrscht die hohe Kunst, Kompliziertes auf einen einfachen, verständlichen Nenner zu bringen, ohne es in unzulässiger Weise zu verkürzen. Fast spielerisch, in unterhaltsamer und amüsanter Weise, wird so der Leser in das Thema Energie und speziell Solarenergie eingeführt.

Dennoch dürfte es bei manchem Leser gemischte Gefühle hervorrufen, wie der Autor die Energiewirtschaft kritisiert und publikumswirksam zum Show-down mit der Solarenergie fordert. Das beginnt mit einem zweifellos negativ gemeinten Lob für "die Öffentlichkeitsarbeit der Energieversorgungsverbände, der man nachsagt, daß sie zum Wirkungsvollsten im Land gehöre". Und es hört noch lange nicht auf mit der Unterstellung, daß die Energiewirtschaft im Grunde gar kein sonderliches Interesse an der Solarenergie habe, weil sie viel zu sehr auf Kernenergie und Kohle fixiert sei.

Es spricht für den Realitätssinn des Autors, daß er dennoch nicht die beträchtlichen Anstrengungen verschweigt, die gerade die Unternehmen der Energieversorgung auf dem Gebiet der Photovoltaik unternehmen. Unter anderen erwähnt er die RWE mit ihrer Tochter Nukem und räumt ein: "Wer die Augen nicht verschließt und aufmerksam Zeitungen studiert, stellt fest, daß die Front gegen die Sonne aufweicht."

(PB 10/91/*leu)