Dezember 1999

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ENERGIE-CHRONIK


Keine Probleme mit dem Jahr 2000 beim Strom und in anderen Bereichen

Als unbegründet erwiesen sich Befürchtungen, es könne am Jahresende zu Störungen bei der Stromversorgung kommen, weil Computer und ähnliche elektronische Rechenelemente den Wechsel zum Jahr 2000 nicht bewältigen würden. Nach Feststellung des Jahr-2000-Stabs der Bundesregierung kam es auch in anderen Bereichen von Wirtschaft und Verwaltung nicht zu nennenswerten Störungen. Weltweit gab es ebenfalls nur unerhebliche Datums-Pannen. Soweit sie den Bereich der Stromwirtschaft berührten, traten sie ausgerechnet in Japan und den USA auf, wo manchen "Experten" zufolge weit mehr für die Jahr-2000-Sicherheit getan worden war als in Deutschland. Vor allem in den USA hatte die Diskussion um das Jahr-2000-Problem teilweise hysterische Züge angenommen (vgl. 7/99 "Für Sie gelesen"). Auch deutsche Medien stellten die Risiken stark übertreibend dar. Bis zum Jahresende gab es eine Flut von Berichten und Sendungen, wonach im neuen Jahr wegen der auftretenden Computer-Probleme Chaos, Firmenpleiten und eine schwere Rezession drohen könnten. Inzwischen wird in den Medien eher die Frage diskutiert, ob das Jahr-2000-Problem von interessierter Seite hochgespielt worden sei. Neben der Software-Branche, die dadurch Milliarden verdient habe, wird der amerikanische Geheimdienst CIA verdächtigt, er habe auf diese Weise weltweit Zugang zu betriebsinternen Daten erlangen und ganze Wirtschaftsbereiche ausspionieren wollen.

Auch die deutschen Stromversorger hatten in den vergangenen Monaten große Anstrengungen unternommen, um mögliche "millennium bugs" in ihren Anlagen aufzuspüren. Alle acht Verbundunternehmen sowie zahlreiche weitere Netzbetreiber ließen sich ihre Vorsorgemaßnahmen überdies vom TÜV zertifizieren. Dennoch wurden bis zuletzt immer wieder Zweifel an der Sicherheit der Stromversorgung und speziell der Kernkraftwerke geäußert. So behauptete kurz vor Jahreswechsel der Hamburger Informatik-Professor Klaus Brunnstein in einem Interview mit dem Hessischen Rundfunk (15.12.), die beiden Kernkraftwerke Unterweser in Niedersachsen und Neckarwestheim 1 in Baden-Württemberg stellten wegen ihrer digitalen Leittechnik ein Sicherheitsrisiko dar und müßten deshalb zum Jahreswechsel abgeschaltet werden. Weder bei den Betreibern noch bei der Reaktorsicherheitskommission gebe es genügend Sachverstand, um das Problem zu lösen. Deshalb müßten amerikanische oder britische Gutachter hinzugezogen werden. Die Reaktorsicherheitskommission (RSK) veranlaßte daraufhin eine nochmalige Überprüfung der Sicherheit der beiden Kernkraftwerke. Die Betreiber der Kernkraftwerke bezeichneten dagegen die Darstellung Brunnsteins als offensichtlich falsch und gaben den Vorwurf mangelnden Sachverstands an den Hamburger Informatiker zurück (Hann. Allgemeine, 16.12. u. 22.12.; taz, 23.12.).

Die IZE hatte die Vorsorgemaßnahmen der deutschen Stromversorger zum Jahr-2000-Problem sowie die informationstechnischen Hintergründe des "millennium bug" in dem achtseitigen Info "Das verflixte Jahr 2000" dargestellt, von dem noch Restexemplare angefordert werden können.