März 2004

040305

ENERGIE-CHRONIK


"Emissionshandel kann EEG vorerst nicht ersetzen"

Bis zum Jahr 2050 können die erneuerbaren Energien 65 Prozent des Stromverbrauchs und 50 Prozent des Wärmebedarfs in Deutschland decken, wobei dies auch noch ökonomisch vorteilhaft wäre. Auf diese Weise würden die Treibhausgasemissionen gegenüber dem Jahr 2000 um mindestens 75 Prozent verringert. Zu diesem Schluß gelangt eine Studie, die das Bundesumweltministerium (BMU) am 18. März veröffentlichte. Das Ministerium antwortete damit zugleich auf eine Studie des Bundeswirtschaftsministerium, welche die Abschaffung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) verlangt, weil es durch einen funktionierenden Emissionshandel überflüssig und ökonomisch unsinnig werde (040304). Die BMU-Gutachter sind da anderer Ansicht: Ihren Berechnungen zufolge wird der Emissionshandel das EEG bis auf weiteres nicht ersetzen können (siehe Grafik).

Laut Bundesumweltminister Trittin bestätigt die Studie, "daß die Dynamik beim Ausbau der erneuerbaren Energien erhalten bleiben und fortgesetzt werden muß". Weder Umweltschutz noch Wirtschaftlichkeit sprächen dagegen. Wer immer noch künstlich einen Widerspruch zwischen Ökonomie und Ökologie konstruiere, denke rückwärtsgewandt.

"Mit Blick in die Zukunft sind in Bezug auf den Strommarkt auf absehbare Zeit kaum Alternativen zum EEG erkennbar", heißt es in dem Papier, das im Auftrag des BMU vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), dem Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) und dem Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt und Energie erstellt wurde. Der zum Jahr 2005 EU-weit in Kraft tretende Emissionshandel werde zunächst nicht genügend Anreize entwickeln, um das EEG ersetzen zu können. Um eine dem EEG vergleichbare Anreizwirkung zu erzielen, müsse der Zertifikatspreis für die Tonne Kohlendioxid im Jahr 2010 bei über 60 Euro pro Tonne liegen. Nach derzeitigen Erwartungen werde er aber nur zwischen fünf und zehn Euro pro Tonne betragen. Bei anhaltender Verbilligung der Stromgestehungskosten aus erneuerbaren Energiequellen sei es aber durchaus vorstellbar, daß im Jahre 2020 ein Preis von 30 Euro pro Tonne ausreiche, um die Wirtschaftlichkeitslücke zwischen regenerativer und konventioneller Stromerzeugung zu schließen. Besonders kostspielige Techniken wie die Photovoltaik bedürften allerdings auch dann der weiteren Subventionierung.

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Wirtschaftlichkeit der Erneuerbaren bis 2030?

Nach dieser Grafik aus der BMU-Studie würde die Wirtschaftlichkeitslücke zwischen regenerativer und konventioneller Stromerzeugung frühestens 2030 geschlossen, sofern die Stromgestehungskosten eines "repräsentativen Mix an erneuerbaren Energien" (grüne Kurve) im erhofften Maße sinken und Strom aus Kohle in der teuersten von drei Preisvarianten (blaue Kurve) mit 15 Euro pro Tonne Kohlendioxid belastet wäre. Um Sie bereits 2010 zu schließen, müßte der Preis der CO2-Zertifikate auf 60 Euro pro Tonne klettern. Im Jahre 2020 wären 30 Euro pro Tonne erforderlich.

Das obere schwarze Feld markiert die ungefähren Stromgestehungskosten von Kohle-Kraftwerken mit CO2-Rückhaltung, mit deren Einsatz nicht vor 2020 gerechnet wird.