Juni 2002

020604

ENERGIE-CHRONIK


Ostdeutsche RWE-Töchter fusionieren zur enviaM

Die geplante Verschmelzung der beiden ostdeutschen RWE-Töchter Envia und Meag (011010) ist von den Hauptversammlungen gebilligt worden. Das neue Unternehmen trägt den Namen envia Mitteldeutsche Energie AG (enviaM) und soll bis Mitte Juli ins Handelsregister eingetragen werden. Der anfängliche Widerstand der kommunalen Aktionäre gegen die Fusion (011108) wurde mit Zusagen zur Sicherung von Arbeitsplätzen und Standorten überwunden. Die ursprünglich angestrebte Einbeziehung der Stadtwerke Leipzig kam nicht zustande, weil die Stadt eine höhere Gewinnbeteiligung und mehr Einfluß verlangte, als RWE ihr zugestehen wollte (FAZ, 13.6.; FTD, 13.6.).

Das neue Unternehmen gehört zu 61 Prozent der RWE Plus AG und zu 35 Prozent kommunalen Anteilseignern aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Thüringen. Den Rest von 4 Prozent hält E.ON. Es ist der wichtigste Kunde des ostdeutschen Stromerzeugers Veag, der seinerseits dem RWE-Konkurrenten Vattenfall gehört, der aus Veag/Laubag, HEW und Bewag eine "neue Kraft" schmieden möchte (020106). Zugleich ist es der größte Endkundenversorger in Ostdeutschland, während Vattenfall bisher nur in Berlin den Zugang zu Endkunden hat. Allerdings bleibt auch der neue RWE-Regionalversorger noch bis 2007 an die Abnahmeverpflichtungen zur Sicherung des Stromabsatzes der Veag gebunden, die RWE vor eineinhalb Jahren den Kartellbehörden zugestehen mußte, um envia behalten zu können (001201).

Kommunen erreichten "ausgewogenes Standortkonzept"

Wie aus einer gemeinsamen Pressemitteilung von envia und Meag vom 12. Juni hervorgeht, wird das neue Unternehmen mit 4600 Mitarbeiter einen Umsatz von 1,8 Milliarden Euro erwirtschaften und einen Stromabsatz von ca. 20 Milliarden Kilowattstunden haben. Kerngeschäftsfelder seien Strom, Wärme, Wasser, Telekommunikation und energienahe Dienstleistungen. Diese Palette werde den 1,6 Millionen Kunden im Rahmen des "Multi-Utility-Konzepts" angeboten.

Den Forderungen der kommunalen Anteilseigner sei durch ein "ausgewogenes Standortkonzept" entsprochen worden, das die Interessen aller Beteiligten in Einklang mit betriebswirtschaftlichen Erfordernissen bringe: In Chemnitz, wo bisher envia angesiedelt ist, werde sich der Sitz des neuen Unternehmens mit Servicefunktionen und Vertrieb befinden. In Halle, wo bisher die Meag ihren Sitz hat, werde eine Hauptdirektion mit den Netzfunktionen und dem zuständigen Vorstand eingerichtet. Außerdem werde dort der Bereich Wärme/Erzeugung konzentriert.

Ferner werde Cottbus zum Standort für das Call- und Billingcenter und für die Telekommunikationstochter. In Markkleeberg würden Vertriebs- und Netzfunktionen installiert. Cottbus und Markkleeberg waren die Standorte der ehemaligen Regionalversorger Wesag und Essag, die 1999 mit der in Chemnitz ansässigen Evsag zur envia zusammengelegt wurden (990723).