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Die Inflation griff bereits um sich, als 1921 die erste Anleihe für das neugegründete Bayernwerk aufgelegt wurde. Wenig später waren auch 300 Millionen Mark nichts mehr wert. Trotz der äußerst schwierigen Umstände entstand bis 1924 das Walchenseekraftwerk (rechts), das den Höhenunterschied von 200 Metern zwischen Walchensee und Kochelsee zur Stromerzeugung nutzt.

Im "Bayernwerk" blieben Lücken

Im selben Jahr wie das Badenwerk wurde 1921 das Bayernwerk gegründet. Der geistige Vater dieser landesweiten Stromversorgung für Bayern war Oskar von Miller, der schon die ersten Elektrizitätswerke in Berlin baute und 1891 die erste Fernübertragung von Wechselstrom organisierte. In einer Denkschrift aus dem Jahre 1915 gebrauchte er für sein ehrgeiziges Projekt erstmals den Namen "Bayernwerk". Als Modell sollten die "Pfalzwerke" dienen, die er 1912 als erstes flächendeckendes Elektrizitätsunternehmen für die Stromversorgung im linksrheinischen Bayern gegründet hatte.

Das 1921 errichtete Bayernwerk blieb aber insofern hinter den Plänen Millers zurück, als es nicht zur Einverleibung der bereits vorhandenen Stromproduzenten kam. Auch gelang es nicht, die Überlandwerke als Stromverteiler fest an das Bayernwerk zu binden. In großen Teilen Bayerns kam der Strom aus den Kraftwerken von Regionalversorgern, die nicht zum Bayernwerk gehörten.

Oskar von Miller

Das galt vor allem für die 1894 gegründeten Isarwerke und die 1908 entstandenen Amperwerke, die 1955 zur Isar-Amperwerke AG (IAW) fusionierten. Die IAW gehörten mehrheitlich der Familie Finck sowie dem RWE und der Allianz-Versicherung. Sie waren lange Zeit das größte private Stromunternehmen Deutschlands. Erst Mitte der neunziger Jahre übernahm das Bayernwerk auch diesen Versorger.

Fest in RWE-Hand blieben dagegen die Lech Elektrizitätswerke im Westen des Landes. Ursprünglich handelte es sich um eine Gründung der Electricitäts-Actien-Gesellschaft vorm. W. Lahmeyer & Co. (EAG) zur Nutzung der Wasserkräfte am Lech. Zusammen mit anderen Lahmeyer-Gesellschaften wurden die Lechwerke bereits 1923 dem RWE-Konzern eingegliedert.

Als der bayerische Staat 1994 seine mehrheitliche Beteiligung an dem Unternehmen aufgab, war das Bayernwerk nach RWE Energie und PreussenElektra der drittgrößte deutsche Stromversorger mit gut 14 000 Mitarbeitern. Fortan figurierte es als Tochter der Viag. Durch die im Jahr 2000 vollzogene Fusion von Viag und Veba verschmolz das Bayernwerk mit PreussenElektra zur E.ON Energie AG und damit zum zweitgrößten deutschen Stromunternehmen. Die vier Bayernwerk-Töchter Energieversorgung Oberfranken AG (EVO), Isar-Amperwerke AG (IAW), Energieversorgung Ostbayern (Obag) und Überlandwerk Unterfranken (ÜWU) wurden 2001 mit der Großkraftwerk Franken AG zur E.ON Bayern AG zusammengefaßt.