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Ozon (O3) ist ein dreiatomiges Sauerstoff-Molekül. Es entsteht aus der Verbindung eines normalen Sauerstoff-Moleküls (O2) mit einatomigem Sauerstoff (O), den die energiereiche UV-Strahlung der Sonne entweder aus Stickoxiden (Bodennähe) oder direkt aus dem normalen Sauerstoff (Stratosphäre) abspaltet.

Ozon -eine besondere Art von Sauerstoff

Schon 1785 wunderte sich der Physiker Martin van Marum über einen stechenden Geruch in der Nähe von Elektrisiermaschinen. Denselben Geruch bemerkte auch 1840 der Chemiker Christian Schönbein, als er elektrischen Strom aus Batterien durch Wasser leitete. In Anlehnung an das griechische Wort ozein (= riechen) bezeichnete er den unbekannten Stoff als "Ozon". In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fand man dann heraus, daß Ozon eine "Allotropie" des Sauerstoffs (O) ist, nämlich ein Sauerstoffmolekül, das sich im Unterschied zum normalen Sauerstoff der Luft (O2) aus drei Sauerstoffatomen (O3) zusammensetzt.

Ozon bildet sich überall dort, wo durch Energiezufuhr der normale Sauerstoff der Luft (O2) in einzelne Atome (O) zerlegt wird, die sich dann mit jeweils einem Molekül des Luft-Sauerstoffs zu einem Ozon-Molekül (O3) verbinden können. Es hat nicht lange Bestand, sondern zerfällt schon in kurzer Zeit wieder zu normalem Sauerstoff. Diese Unbeständigkeit ist die Folge der besonderen Reaktionsfreudigkeit und Aggressivität, mit der das Ozon Verbindungen mit anderen Stoffen eingeht. Deshalb ist auch gar nicht so sicher, ob der stechende Geruch vom Ozon selber stammt oder erst von Umwandlungsprodukten erzeugt wird.

Kurorte warben früher mit "ozonreicher Luft"

Die Aggressivität des Ozons wurde zuerst an seiner bakterientötenden Wirkung erkannt. Um die Wende zum 20. Jahrhundert legten sich Paderborn und Wiesbaden die ersten Ozonanlagen zur Entkeimung des Trinkwassers zu. Nach einer großen Choleraepidemie, die 1908 in St. Petersburg ausbrach, wurde auch die Hauptstadt Rußlands mit einer solchen Anlage ausgerüstet. Lieferant war in allen Fällen die Firma Siemens. Schon 1857 hatte Werner Siemens den ersten Apparat zur Ozon-Erzeugung konstruiert. Er bestand im Prinzip aus einem großen Kondensator, zwischen dessen Platten die Luft hindurchstrich. Durch die angelegte Gleichspannung von 8000 Volt wurde ein Teil der Sauerstoff-Moleküle (O2) in Ozon (O3) verwandelt.

Lange Zeit hielt man das Ozon für eine Art Universalmittel. Alle möglichen Reaktionen, vor allem solche der organischen Chemie, sollten dadurch günstig beeinflußt werden. In vielen gelehrten Aufsätzen wurde besonders seine Eignung zur Abtötung von Krankheitserregern und zur "Luftverbesserung" hervorgehoben.

So erklärt es sich auch, daß Ozon im allgemeinen Bewußtsein zu einem unmittelbar gesundheitsfördernden, heilsamen Stoff avancierte. Gesundheitsbewußte Zeitgenossen besorgten sich "Ozonwasser", das sie entweder tranken oder zerstäubt einatmeten. Zahlreiche Kurorte warben mit ihrer "ozonreichen" Luft.

Schon in Meyers Großem Konversations-Lexikon von 1906 wird dieser Begeisterung für das aggressive Sauerstoff-Molekül widersprochen und klargestellt, daß Ozon eher gesundheitsschädlich sei:

"Alle Versuche, die Heilsamkeit einer Luft zu ihrem Ozongehalt in Beziehung zu bringen ("ozonreiche Waldluft"), sind hinfällig. Der Sauerstoff, den die Pflanzen entwickeln, enthält kein Ozon. Auch wirkt Ozon keineswegs direkt günstig auf den Körper. Kleine Tiere sterben in ozonisierterLuft. In geringer Konzentration eingeatmet, ruft es Schlafneigung hervor, in stärkerer erschwert es das Atmen, bewirkt heftige Reizung der Schleimhaut, der Atmungsorgane, Husten, Schnupfen, Abstumpfung des Gefühls in der Haut."