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Mit den elektrischen Feldern, welche die Elektrisiermaschinen erzeugten, amüsierte sich im 18. Jahrhundert die bessere Gesellschaft: Hier eine Szene in Paris um 1735.

Anfangs kannte man nur das elektrische Feld

Schon die alten Griechen kannten die Wirkung des elektrischen Feldes: Rieb man ein Stück Bernstein an Stoff oder Pelz, so war der Bernstein in der Lage, winzige Teilchen an sich zu ziehen.

Der Leibarzt der englischen Königin Elisabeth I., William Gilbert, fand um das Jahr 1600 noch andere Materialien, die Papierschnitzel oder Ascheteilchen an sich zu ziehen vermochten, wenn sie gerieben wurden. Zum Beispiel Glas, Wachs, Schwefel oder einige Edelsteine. Gilbert bezeichnete sie als "elektrische" Materialien ("corpora electrica"), um auszudrücken, daß sie sich wie Bernstein verhielten. Denn der Bernstein wurde von den alten Griechen "elektron" genannt, und auch die Römer hatten das griechische Wort als "electrum" in ihren Sprachschatz übernommen. So gelangte die "Elektrizität" zu ihrem Namen. Man verstand darunter einen unsichtbaren Wirkstoff, dessen Kraft im Bernstein oder anderen Materialien sichtbar wird, sobald diese durch Reibung "elektrisch" gemacht werden.

Zu Beginn der Neuzeit verstand man also unter Elektrizität nichts anderes als das elektrische Feld, das durch die Trennung der elektrischen Ladungen bei der Reibung unterschiedlicher Materialien entsteht. Für den rätselhaften "Einfluß" des elektrischen Feldes auf Menschen oder andere Körper wurde nach guter Gelehrtenart das lateinische Fremdwort "Influenz" verwendet. Da man in mechanischen Dingen schon ganz tüchtig war, entwickelte man sogenannte Elektrisierapparate oder Influenzmaschinen, die das mühevolle Reiben mit der Hand rationalisierten und noch eindrucksvollere Effekte lieferten. Besonders faszinierend fanden die Zeitgenossen die Funken, die zwischen den Elektroden der Influenzmaschinen übersprangen. Die bessere Gesellschaft amüsierte sich mit Elektrisierapparaten, die elektrische Schläge austeilten, sobald man die beiden Elektroden des Apparats mit den Händen berührte. Die Schläge waren zwar deutlich spürbar, blieben aber völlig harmlos, da die Apparate zwar sehr hohe Spannungen, aber nur minimale Ströme lieferten.

Harmlos ist auch die Influenz, die uns zu schaffen macht, wenn wir mit Gummisohlen über einen Teppichboden gegangen sind und an der Türklinke unversehens "elektrisiert" werden. Oder wenn wir im elektrischen Feld unter einer Hochspannungsleitung stehen und dort ähnliche Effekte feststellen.