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Drei Stufen der Gasversorgung

 

Von insgesamt 700 Unternehmen verfügt nur eine Handvoll über direkten Zugang zu Lieferanten

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Den Ferngasunternehmen gehören die grenzüberschreitenden Hochdruckleitungen, über die 85 Prozent des deutschen Gasverbrauchs importiert werden. Die Vielzahl der gelben Grenzübergangs-Punkte auf dieser Karte erklärt sich daraus, daß die großen Trassen in der Regel aus mehreren Leitungen bestehen. Die Einspeisungen aus Norwegen und den Niederlanden konzentrieren sich in Ostfriesland, während das russische Erdgas an mehreren Stellen über Tschechien, Österreich und Polen nach Deutschland gelangt. Auch Dänemark liefert in bescheidenem Umfang Gas nach Deutschland. Die Verbindungen mit Frankreich, Belgien, Österreich und der Schweiz dienen dagegen vor allem dem Export bzw. dem Transit von Erdgas. Die Karte läßt ferner Lage und Art der über vierzig Speicher erkennen, ohne die der Betrieb des Netzes nicht möglich wäre. (Quelle: Gas Transmission Europe, The European Natural Gas Network)


Anfang 2006 untersagte das Bundeskartellamt der E.ON Ruhrgas, ihre Gaskunden in der bisherigen Weise langfristig zu binden. Die Behörde gab damit der Klage von Gashändlern statt, denen durch die bisherige Vertragspraxis der Marktzutritt erschwert bzw. sogar unmöglich gemacht wurde. Der Beschluß enthielt zugleich einen interessanten Überblick über die Struktur der deutschen Gaswirtschaft, wie sie sich um das Jahr 2003 darbot. Er verdeutlichte, daß die scheinbare Vielfalt der deutschen Gaswirtschaft – übrigens ganz ähnlich wie beim Strom - nichts über die tatsächlichen Machtverhältnisse am Markt aussagte, sondern diese eher verschleierte. Von den insgesamt mehr als 700 Unternehmen der Gaswirtschaft hatten nämlich nur sieben Zugang zu ausländischen Lieferanten oder eigener Förderung. Und auch unter diesen führte mit großem Abstand die E.ON Ruhrgas.

Sieben überregionale Ferngasunternehmen

Förderung, Import und Verteilung des Erdgases erfolgten auf drei Stufen: Auf der ersten Stufe fanden sich sechs bzw. sieben überregionale Ferngasunternehmen. Sie gewannen Erdgas aus inländischen Lagerstätten oder importierten Gas von ausländischen Lieferanten. Zum Teil waren sie wie E.ON Ruhrgas an der Förderung im Ausland beteiligt. Sie verkauften das so geförderte oder importierte Gas an andere Ferngasunternehmen bzw. an örtliche Gasversorger. Daneben belieferten sie - wie ihre Abnehmer auch - Haushalte, Gewerbe und Industrie. Von der Absatzmenge her führte jedoch mit großem Abstand E.ON Ruhrgas, wie folgende Übersicht für das Jahr 2003 zeigt:


E.ON Ruhrgas 499,0 Mrd. kWh
BEB (bzw. ExxonMobil, Shell)* 222,3 Mrd. kWh
VNG 118,7 Mrd. kWh
RWE 111,2 Mrd. kWh
Wingas 96,8 Mrd. kWh
Erdgas Münster 73,3 Mrd. kWh
*Die Vermarktungsaktivitäten der BEB haben sich 2004 auf die jeweiligen Gesellschafter Shell und ExxonMobil aufgeteilt

Acht regionale Ferngasgesellschaften

Die zweite Stufe bestand aus acht regionalen Ferngasgesellschaften ohne eigene Förderquellen und ohne bzw. ohne nennenswerten Importbezug. Sie bezogen ihr Gas von den Unternehmen der ersten Stufe und belieferten ebenfalls regionale und örtliche Gasversorgungsunternehmen sowie Haushalte, Gewerbe und Industrie. Im einzelnen handelte es sich im Jahr 2003 um folgende Unternehmen:


GVS 72,2 Mrd. kWh
Bayerngas 52,2 Mrd. kWh
Gasunion 43,3 Mrd. kWh
EWE 43,3 Mrd. kWh
Saar Ferngas 39,5 Mrd. kWh
FGN 22,3 Mrd. kWh
EVG 19,8 Mrd. kWh
Avacon 19,1 Mrd. kWh

40 Regionalversorger und 650 örtliche Verteiler

Die dritte Stufe bildeten die regionalen und örtlichen Gasversorgungsunternehmen. Sie verbrauchten entweder Gas (insbesondere Kraftwerksgas) oder verteilten Gas im Rahmen ihres Vertriebsbedarfs weiter, und zwar in erster Linie an Endverbraucher wie Haushalte, Gewerbe und Industrie. Auf dieser Stufe waren in Deutschland etwa 40 Regionalgesellschaften sowie etwa 650 Stadtwerke und andere örtliche Gasversorgungsunternehmen aktiv.

Überragende Stellung von E.ON Ruhrgas

Der Überblick des Bundeskartellamts zur Struktur der deutschen Gaswirtschaft verdeutlichte nicht zuletzt die überragende Marktstellung von E.ON Ruhrgas: Mit einem Jahresabsatz von rund 640 Milliarden Kilowattstunden bestritt das Unternehmen im Jahr 2004 knapp 65 Prozent des gesamten inländischen Erdgasaufkommens von 992 Milliarden Kilowattstunden. Ferner verfügte es - direkt oder indirekt - über Mehrheitsbeteiligungen an drei der insgesamt 15 Ferngasunternehmen sowie Minderheitsbeteiligungen an zwei weiteren Ferngasunternehmen:


Ferngasgesellschaft, an der die Beteiligung von E.ON Ruhrgas besteht Höhe der Beteiligung in Prozent Beteiligung über
Avacon AG 66 % E.ON Energie AG
Erdgasversorgungsgesellschaft Thüringen Sachsen mbH 50,0 % E.ON Ruhrgas AG
Ferngas Nordbayern mbH 53,1 % E.ON Ruhrgas AG
Gas-Union GmbH 25,9 % E.ON Ruhrgas AG
Saar Ferngas 20,0 % E.ON Ruhrgas AG